Infla, ein "reizvolles" Sammelgebiet

Dies in zweierlei Hinsicht, einerseits ein hochinteressantes Gebiet, das somit gewiß
einen besonderen Reiz hat, mal zu zeigen, was es da nicht alles so gibt.
Andererseits im negativen Sinn, eben einer gereizten Stimmung, sollten Sie mal eine andere
Meinung als die Infla- Funktionäre haben, die ja weitgehend auch die offiziellen Prüfer
dieses Gebietes sind.
(Kennen Sie den alten Spruch: "Das haben wir immer so gemacht, das haben wir noch nie so
gemacht und da könnte ja jeder kommen?")

Ich will hier einfach mal einen kleinen Einblick in die Vielfältigkeit dieses Gebietes geben
und somit zeigen, daß das doch richtig Spaß machen kann.


Der Einstieg in das Gebiet ist der verlorene 1. Weltkrieg, die deutsche Friedensdelegation war in
Versailles, Belege von dort wurden portofrei befördert:

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An den Brennpunkten des Reiches agierten Freikorps:

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Für die offiziellen Heereseinheiten gab es Abwicklungsstellen:

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Weiterhin gab es deutsche Kriegsgefangene, für die in Rußland gab es keine
Beförderungsmöglichkeit:

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Aber auch in Deutschland gab es immer noch Kriegsgefangenenlager, kaum zu glauben, diese
Karte aus Münsingen datiert vom 18. November 1920 ! :

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Die Besatzer in Deutschland konnten portofrei nach Hause schreiben, nicht aber in andere
Länder, diese Ansichtskarte von Aplerbeck (Dortmund) in die Schweiz ist zwar frankiert,
aber nicht ausreichend und somit Nachgebühr mittels Portomarke:

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Postreiter-Ganzsachenkarte mit bunter Zufrankatur, nichts davon ist selten, also die typische
Massenware, aber auch das gehört in eine Sammlung, irgendwie ist es auch von Reiz, die
verschiedensten Kombinationen zusammenzutragen (und da gibt es jede Menge):

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Sieht aus wie eine Automatenpostkarte mit Wechselgeld (2 1/2 Pf.-Marke mit durchgezäntem
Rand aus einer Sonderauflage), hier späterer Aufbrauch im Februar 1919:

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Ganzsachenkarte mit privatem Werbe-Zudruck, mit Zufrankatur ins Ausland:

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Postreiterkarte mit Rosettenbeidruck waren nur für den Inlandsverkehr zugelassen,
Auslandsverwendungen wie diese mußten eigentlich mit Nachgebühr belegt werden
(sowas habe ich aber noch nie gesehen):

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Mischfrankatur Dienst mit normalen Marken:

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Eine Karte, die zweimal weitergeschickt wurde und jeweils neu frankiert wurde:

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Ein Sammlerbeleg, da sollte ein bayrischer Antwortteil aus Württemberg per Eilbote und
Einschreiben verschickt werden, die Postler waren gar nicht begeistert (rs. Text "Wurde aber auf
den Postämtern nicht überfreundlich empfangen"). Obwohl eigentlich ausreichend frankiert,
30 Pf. Einschreibgebühr sind noch mal in Reichsmarken frankiert worden:

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Private Werbe-Ganzsache, rs. mit Bedarfstext:

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Privat-Ganzsache zum Turnfest in München mit entsprechendem Band-Sonderstempel:

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Ganzsachenkarte mit Zudruck links, als Einschreiben "Aus dem Briefkasten" mit passendem
Sonderstempel:

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Frankierte Portopflichtige Dienstsache ab Langenschwalbach, dort von den Franzosen zensiert
(handschriftlich "Controle" und Stempel vom Administrateur):

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Auslandsbrief mit Devisenkontrolle, MeF der 10 Pf. Nationalversammlung (unbeanstandet, war
nur innerhalb Deutschlands gültig):

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Firmen-Ortsbrief per Einschreiben/ Eilboten, Nebenstempel "Durch Eilboten d.P.-A.":

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EF auf Firmen-Drucksachenbrief, Einzelfrankaturen können richtig selten sein:

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Eine Marke, die ursprünglich in 2 Farben gedruckt wurde, jetzt aber nur in einer (in
beide Druckwerke kam also die gleiche Farbe), damit "einfarbiger Zweiwalzendruck", kenntlich
daran, daß das Mittelstück dezentriert ist:

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Die letzte Infla-Periode im November, da wurden die Marken zum 4-fachen Wert verkauft und
verwendet:

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Dezemberbrief, Aufbrauch von Inflamarken zusammen mit den neuen Rentenpfennigen:

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Inlands-Paketkarte mit reiner MeF (rs. sind noch weitere 16 Marken):

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Auslandspaketkarte von Stuttgart nach Bern über Schaffhausen:

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Frankierte Postanweisung mit den üblichen Bearbeitungsspuren:

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Vordruck Zeitungsbestellung, dienstlich in Nachlieferung geändert, als Aufgabestempel
das Negativsiegel vom Kaiserl.(!) Postamt Dortmund-Huckarde:

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Auch hier eine Z.S. (Zeitungssache) wegen Nachlieferung mit MeF:

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Rohrpost-Karte Berlin (GS mit Zufrankatur):

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Und ein Rohrpostbrief (auch hier GS mit Zufrankatur) mit Sonderstempel von der
Postwertzeichenausstellung:

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Bahnpost, hier die ach so wichtige Linie von Hamm über Werl nach Ostönnen
"Blumenpflücken während der Fahrt verboten":

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Auslandseinschreiben entsprachen nicht der deutschen Kennzeichnung und erhielten
nachträglich noch einen Zettel "Vom Ausland über ..." (Der sichtbare Papierstreifen
links ist wieder ein Devisenkontroll-Verschluß):

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Flugpost im Mai 1919 ab Berlin, vom 6.2.-11.7.1919 kosteten Briefe von 20- 250 g 1,50 Mark
inklusive Eilbestellung am Bestimmungsort:

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Erster Post- Segelflug 1923, Aufdruckmarke, zusätzlich Gebühr/ Bezahlt und das
Negativsiegel von Gersfeld (Rhöhn):

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Schiffspost, Ovalstempel der Linie Bremen- La Plata auf Ansichtskarte des NDL/ Bremen:

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Beim Briefpostamt Berlin C2 gab es eine Markenverkaufsstelle (Versandstelle für Sammlermarken):

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Und so sah eine Rechnung für eine solche Lieferung aus (da hatte man sich bei der
Berechnung vertan "90 Mk zur Verrechnung für zu hoch anges. Freigeld", die Marken sind noch
drauf):

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Deutsche Konsulatspost wurde in Berlin bei der Kurierstelle aufgeliefert:

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Markenmangel kennzeichnete die Situation der Hochinflation, es wurde zu Notmaßnahmen
gegriffen wie handschriftlichen Vermerken (bei kleinen Postämtern normal, es ist schon
erstaunlich, daß das Postamt Berlin 56 dafür keinen Stempel hatte):

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Bei Bayer in Leverkusen wurden Gebührenzettel benutzt:

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Gebühr bezahlt, das gab es auch als "Postmeisterstempel", da war der Name des Beamten
gleich mit dabei:

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Die "Spitze" konnte auch bar bezahlt werden als Teilbarfrankatur:

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Diese "Bücherzettel"-Karte ist nachfrankiert worden, siehe die Uhrzeiten 11-12V und 5-6N:

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Bei unzureichend frankierten Auslandsbelegen konnte der Fehlbetrag auch noch nachträglich vom
Absender eingezogen werden, der Aufkleber wies das Bestimmungspostamt darauf hin:

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Postsache und dennoch frankiert, wieso das ?, der Bestimmungsort lag im Ausland:

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Das Postscheckamt München nutzte die Versandumschläge zu Werbeeinnahmen:

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Bei Belegen, die eine unvollständige Anschrift hatten, wurden nach Möglichkeit
ergänzt, in Berlin kam noch der "Suchstempel" dazu, hier "251" in violett:

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Hat nicht immer geklappt, wie hier der Aufkleber zeigt:

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Hier hat die Eilzustellung nicht funktioniert:

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"Zurück an den Absender", der war aber nicht auf dem Umschlag vermerkt, also "Zur
Ermittlung des Absenders amtlich Geöffnet":

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Postausweiskarte mit üblichem Portrait-Foto und Marke (Gebührenverrechnung):

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Auch auf dieser Abholerklärung sind Marken zur Gebührenverrechnung:

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Manchmal kann man nur noch staunen, was überlebt hat und nicht im Papierkorb landete
(Aufbrauch eines Vordruckumschlages noch mit "Kaiserl. Postamt"):

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Quittungskarte (Postausgabegebühren für Abholer), rückseitig gedruckt auf
Feldpostkarte mit Druckvermerk von 1917:

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Postsache (hier abgekürzt als PS.) aus Deutsch Krone (Aufgabestempel und Negativsiegel):

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Die inzwischen wertlosen Dienst-Ganzsachenkarten wurden ähnlich aufgebraucht:

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Drucksache, aber mit Adremadruck (Schreibmaschinenschrift zum Verwechseln ähnlich),
trägt deshalb einen Zusatzstempel:

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Postlagernd kostete während der Inflationszeit (ab 6.5.1920 eine zusätzliche Gebühr,
die vorab bezahlt werden konnte oder per Nachgebühr eingezogen wurde:

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Während der Inflation wurde bei "Portopflichtigen Dienstsachen" (hier abgekürzt
P.D.S.) nicht der reine Portobetrag als Nachgebühr berechnet (war hier 4 Mark), vom 1.4.1921
bis 28.2.1923 kamen 30 Pf. Aufschlag hinzu, deshalb der krumme Betrag von 430 Pf.:

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Ungültige Marken wurden blau eingerahmt (die 5 Pf.-Germania ist auch noch als 5 Mark
gerechnet worden), also 10 Mark Nachgebühr und nebengesetzter Portostempel von Erfurt in
nicht alltäglicher Form:

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"Annahme wegen Porto verweigert", die Reichsregierung hat den Brief nicht angenommen, das
Porto wurde wieder "entlastet" (Stempel oben links):

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Das Ausland verwendete teilweise spezielle Portomarken, so Belgien:

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Frankreich:

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Italien:

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Fehlporto lief manchmal auch unerkannt durch, Kombination 20 Pf.-Karte mit 20 Mark-
Zufrankatur als 40 Mark gerechnet:

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Oder 10 Pf.-Marken als 10 Mark:

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Auch ganz ungültiges wurde nicht beanstandet, diese 5 Pf.-Marke war immerhin seit dem
1.1.1903 ungültig:

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Alle Germania-Marken waren ab 1.11.1922 ungültig, auf dieser Karte vom 15.März 1923
sind gleich 2 Marken drauf, Prüfersignatur "Einwandfrei" (kann man irgendwie nicht verstehen):

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Die Ziffernräder der Stempel wurden nach dem Einstellen durch einen Stift blockiert, das
konnte man auch mal vergessen, und dann verstellte sich das:

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Manchmal hatte der Postler wohl schlechte Laune, oder wie ist sowas zu erklären:

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Grobsendungsstempel sollten bei Massenverwendungen das Stempeln vereinfachen, hier hätte
man die Entwertung ohne weiteres mit dem Tagesstempel machen können, irgendwie sieht das
dennoch ästhetisch aus:

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Dieser Rollstempel von Berlin (68/SW) war sicherlich eine Erleichterung des Stempelgeschäfts:

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Wenn der normale Tagesstempel nicht zur Verfügung stand, wurde aushilfsweise das
Negativsiegel benutzt:

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Cöln-Grobsendungsstempel auf Wertbrief:

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Und dann noch ein Not-R-Zettel, "Auf dem Schnee" handschriftlich auf Herdecke:

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