Vor 25 Jahren hatte ich mir vorgenommen, auch einmal eine Sammlung
auszustellen. Es sollte schon etwas "exotisches" sein, ich kam auf
Zensurbelege, weil es dazu kaum Informationen gab (das Riemer-
Handbuch kam erst 1987). Die Juroren konnten mit sowas nichts
anfangen, die Punkte-Zahl war entsprechend, es sollte nur eine
Beteiligungsurkunde geben.
Ich zeige diese Sammlung hier genau so, wie ich sie damals ausgestellt
habe:

Zensur 1914-1919

Im folgenden Auszug aus einer Deutschland-Sammlung soll eine Übersicht
über die Zensur auf dem Gebiet des Deutschen Reiches von 1914 bis 1919
gezeigt werden.

Selbstverständlich war es die Kriegsgefangenenpost, die überwacht und
mit Prüfstempeln versehen wurde:

"Fa." = Fristgemäß abgefertigt.

CELLE

Teils Zusatzstempel: "Auf Inhalt und Häufigkeit geprüft."

CREFELD

KULMBACH (Plassenburg)

GÜTERSLOH

REISEN in Posen

"Geprüft und freigegeben."

HAVELBERG

MAINZ (verschiedene Stempel)

Zensiert wurde auch die Post in die Gefangenenlager, hier eine Ganzsache
aus WATERLOO in das Lager Holzminden

Postprüfungsstelle/Geprüft/16/Holzminden
Prüfungsstelle des Lagers/Holzminden/Eing. den ...

... oder Interniertenpost, hier eine Vordruckkarte aus FLUELEN

POSTPRÜFUNGSSTELLE AUSTAUSCHSTATION * KONSTANZ

Und auch bei Feldpostbelegen findet man manchmal Zensurstempel:

"Geprüft 3.E.Bttr.F.A.R.31" aus Hagenau

"geprüft 3.E.K." aus Metz


Die Beschaffung der Stempel geschah offensichtlich nicht zentral, nur so
erklärt sich die Vielzahl der Typen.

Zudem waren es meist Gummistempel, die starker Abnutzung unterlagen
und dann ersetzt werden mußten.
Nachfolgend die Zensur der Privat- und Geschäftspost.
Interessant ist, wie das Wort "Zensur" vermieden wurde:

"Prüfungsstelle"

Lübeck

Frankfurt(Main)

Cöln

Nürnberg

Karlsruhe

BREMEN

MANNHEIM

"Postprüfungsstelle" Emmerich

hier 2 Stempel!

"Überwachungsstelle"

Freiburg

Lörrach

Lörrach

"UEBERWACHUNGSSTELLE"
Waldshut

"Überwachungsstelle"
Lörrach

"ÜBERWACHUNGSSTELLE"
KONSTANZ

"ÜBERWACHUNGSSTELLE"
BERLIN (Gardecorps)

METZ

"GEPRÜFT"

"BEFÖRDERN" KONSTANZ

"Übw.Stelle" Posen

"Überwachungsstelle" Trier

"POSTÜBERWACHUNGSSTELLE" METZ

FREIBURG i.B.

"Mil. Überwachungsstelle" Graudenz

"Überwachungsoffizier" Posen

"Auslandsstelle/Frei-/gegeben" Trier

Emmerich

"P(ost)K(ontrolle)/
Geprüft und zu befördern"
in verschiedenen Ausführungen:

Cleve

Diedenhofen

Geldern

Rahmenstempel auch in verschiedenen Größen:

Aachen Stadt

Colmar

Hagenau

"Geprüft und zu / befördern" GRONAU

"geprüft u. zu / befördern" GEILENKIRCHEN

"GEPRÜFT UND ZU BEFÖRDERN" THORN

"Geprüft und zu befördern" Strassburg

"Ü.(berwachungs)K.(ontrolle)"

Apenrade

HADERSLEBEN

Rostock

"Ü.-K."

Tondern

"G.P.C."(?) Oberstein

Saarbrücken 3

... noch einige besondere Formen:

"Geprüft/Lübeck, den .../
Der Hafenüberwachungsoffizier."

"Stuttgart 1/geprüft und/freigegeben"

"Freigegeben/St.(uttgart)"

Es gibt sogar Zensurstempel mit Unterscheidungsbuchstaben:

"a" (Straßburg)

"a" (Saarbrücken)

"d" (Straßburg)

Die verwendeten Farben:

schwarz

blau

violett

rot

Briefe (wenn nicht offen aufgeliefert) mußten nach der Zensur wieder
verschlossen werden:

Aachen

Cöln

Trier

Konstanz

Dann gibt es noch Doppelzensuren:

Mülhausen (Els.)1 + Postüberwachungshilfsstelle A/
Geprüft/Deutsche Feldpost 161

Diedenhofen + Trier

Colmar + Mülhausen

... und Beanstandungen:

"Auftragsgemäß dem stellv.
Generalkommando II.A.K.
vorgelegt u. am 26. Okt.
1914 zurückgegeben."
(Ansichtskarte von Bamberg mit Text in Kurzschrift)

"Zurück!
Unzulässige Ansicht."
(Ansichtskarte vom Schloß Augustusburg i. Erzgeb. mit ungarischer
Adresse)

1919 wurde sogar im Namen des Oberbürgermeisters zensiert:

Stadt Cöln

Die deutsche Niederlage mit ihren Folgen, u.a. Räumung des linken
Rheinufers samt dreier Brückenköpfe mit nachfolgender alliierter
Besetzung, dazu Gebietsabtretungen ohne Abstimmung wie z.B. fast
ganz Posen und Westpreußen - führten zur Ausübung ausländischer
Zensur auf dem Reichsgebiet

... wobei sich sogar die Amerikaner beteiligten:

"U.S./ No 372"

"Commission Controle Postal Moers"

"Commission de Controle Postal * MOERS"

Und schon vor Inkrafttreten des Versailler "Vertrages" am 28.Juni 1919
wurde polnischerseits in der ihnen zugesprochenen Gebieten eine Zensur
ausgeübt:

"Kontrola Decernatu Poczty
Komisarjatu N.R.L.
wPoznaniu"

"Kontrola"

"K"(ontrola)

Eine abschließende Bemerkung gehört noch hier hin:

Versuchen Sie doch mal, eine derartige Sammlung
zusammenzutragen !